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Der Lehrer

Dass Lehrer ein typisch Bergischer Beruf sein soll, scheint auf den ersten Blick vielleicht erstaunlich. Doch mit Friedrich Wilhelm Dörpfeld (1824-1893) kommt ein Schulmeister aus dem Bergischen, der einer der großen pädagogischen Vordenker des 19. Jahrhunderts war. Geboren wurde Dörpfeld in der bäuerlichen Ortschaft Sellscheid in Wermelskirchen. Er sollte – wie sein Vater – Schmied werden, war dafür aber zu ungeschickt. So durfte er sich ab 1840 als Dorfschullehrer verdingen. Im 19. Jahrhundert kein besonders gut bezahlter Job: Ein zeitgenössischer Bericht aus der Ortschaft Sonne belegt, dass Dörpfeld und seine Kollegen 100 Kinder und mehr gleichzeitig unterrichteten. Die Pädagogen galten als „erste Bettler des Orts“; häufig waren sie so arm, dass sie ihr Mittagessen reihum bei den Eltern ihrer Schüler einnahmen. 1860 schrieb Dörpfeld an einen Freund, Schule müsse sich die Familie als Vorbild nehmen:

„Nun ist die Schule zwar keine Gemeinschaft, aber ein Institut, das als solches dicht neben dem Hause steht und stets als eine Hilfsanstalt der Familie gefasst werden muss. Deswegen hat sie noch mehr als jene Gemeinschaften sich die Familie, ihr Leben und ihre Verfassung zum Vorbild zu nehmen.“

In großen Schulen, argumentierte er, gehe der Bezug zum Einzelnen verloren. Diese großen Schulen „sind in meinen Augen leibhafte Schulungeheuer, pädagogische Kasernen, Bildungsfabriken.“ Die Ideen dahinter haben bis heute nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt: Die Hinwendung des Lehrers zum Kind und das Bewusstsein, dass Lernen Zeit braucht. So entwickelte Friedrich Wilhelm Dörpfeld als erster Lehrpläne für einzelne Unterrichtsfächer, erfand den Sachunterricht in der Grundschule und lud Eltern ein, jederzeit den Unterricht zu besuchen, um sich selbst ein Bild vom Schulalltag zu machen. Er forderte gemeinsamen Unterricht für Jungen und Mädchen und reformierte die Lehrerausbildung, indem er Gesprächskreise ins Leben rief – heute würde man das Supervisionsgruppen nennen.

Diesen und weitere Texte finden Sie in der Broschüre "Bergische Berufe" vom Naturpark Bergisches Land. 


Die hier vorgestellten Berufe werden in den Texten in der Regel in ihrer männlichen Sprachform genannt. Wir haben uns aus Gründen der Lesbarkeit ebenso wie aus historischen Gründen dafür entschieden, uns auf eine Geschlechtsform zu beschränken: Die meisten der hier vorgestellten Berufe wurden zumindest in der Vergangenheit überwiegend von Männern ausgeübt.

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