© Pina Bausch Foundation

Pina Bausch

Boden, Wände, Tische, Stühle – die Bühne ist komplett schwarz. Darauf ein Liebespaar: Er steht steif und aufrecht, sie liegt schlaff und leblos auf seinen Armen, eine Hand in seinem Nacken, die andere berührt schon fast den Boden. Nur Sekundenbruchteile währt dieses Bild, da fällt sie und kaum dass sie den Boden berührt, springt sie schon auf und wirft sich wieder in seine Arme. Eng umschlungen stehen sie da, sie im dünnen, weißen Trägerkleid, ihre Haare lang, schwarz, zerwühlt. Da nähert sich ein Dritter dem Paar, löst ihre Arme von einander, bringt ihre Köpfe zunächst in Kussposition, legt ihre Hand wieder in den Nacken ihres Partners, richtet dessen Unterarme aus, legt sie ihm schließlich erneut auf die Arme. Wieder fällt sie. Diese Szene wiederholt sich viele Male, gewinnt dabei mehr und mehr an Tempo, zu hören nur das immer heftigere Atmen der Tänzer, sie, die sich aufstöhnend in seine Arme wirft, ihr Körper, wie er auf den Boden prallt. Eine Szene aus Café Müller, erstmals aufgeführt 1978. Das Café Müller an der Focher Straße in Solingen war eine Café-Konditorei in unmittelbarer Nähe des Elternhauses von Pina Bausch. Ebenfalls an der Focher Straße führten ihre Eltern Anita und August Bausch eine Gastwirtschaft mit Hotelbetrieb. Deren drittes Kind Philippine „Pina“ kam am 27. Juli 1940 zur Welt. Genau wie ihre Geschwister half sie als Kind in der Hotelgaststätte mit. Ihre Beobachtungen und Erfahrungen dort beeinflussten ihre Stücke ebenso wie ihre frühen Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges.
Angst, Tod, Liebe, Verlust, Sehnsucht und Kampf sind Themen, die Pina Bausch in ihren Stücken umsetzte. Kinderspiele fanden genauso Eingang darin wie Zärtlichkeit, die sich in Gewalt verwandelt und umgekehrt. „Mich interessiert nicht, wie die Menschen sich bewegen, sondern was sie bewegt“, ist ein vielzitierter Satz von Pina Bausch.
Oder „Tanzt, tanzt sonst sind wir verloren“. Bewegung, Tanz, aber auch Gesang, Pantomime und gewohnte Gesten waren die Elemente, mit denen Pina Bausch ihre collagenartigen Inszenierungen baute, stets geleitet von ihrer Intuition. So stand die Reihenfolge der Szenen bei der Generalprobe manchmal noch nicht ganz fest: „Meine Stücke wachsen nicht von vorne nach hinten, sondern von innen nach außen.“
Wie Pina Bausch Poetisches und Alltägliches in Verbindung brachte, wie sie zu neuen tänzerischen Darstellungsformen fand und sie miteinander kombinierte, war einzigartig und revolutionierte das Tanztheater weltweit. Seit 1973 an den Wuppertaler Bühnen als Leiterin der Ballettsparte – die auf ihren Wunsch hin in Tanztheater umbenannt wurde – avancierte das Haus zur Weltbühne, die Stadt zur Tanzmetropole. Die Grenzen der Sprache überwand die Choreographin mit Tanz, irritierte, verstörte, begeisterte – bewegte ihr Publikum bis zuletzt. Pina Bausch starb am 30. Juni 2009 im Alter von 68 Jahren, fünf Tage, nachdem die Diagnose Krebs gestellt worden war.
 

Diesen und weitere Texte finden Sie in der Broschüre "Bergische Originale" vom Naturpark Bergisches Land. 

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