© Sammlung Himmelrath

Karl Krall

Können Pferde rechnen? Und vielleicht sogar mit Menschen kommunizieren?
Ja, sagte Anfang des 20. Jahrhunderts der Wuppertaler Juwelier und Privatgelehrte Karl Krall. Und er führte immer wieder vor, was er mit seinen Pferden Hans, Muhamed und Zarif, dem blinden Kaltblut Bert und etlichen anderen Tieren erarbeitet hatte: Addition und Subtraktion, Wurzelziehen und Rechenoperationen mit Klammern, dazu Fragen zur Orientierung im Raum und ein Wortschatz, der eine erstaunliche Verständigung erlaubte. Die Pferde antworteten mit Hufschlägen auf einem Klopfbrett oder mit Kopfbewegungen - ein regelrechtes Spektakel, das immer wieder Besucher anzog. Geboren worden war der engagierte Hobbyforscher als Carl August Krall am 09.04.1863 in Elberfeld.
Krall erlernte den Beruf des Goldschmieds und übernahm bald das Juweliergeschäft seines Vaters. Und er verfolgte mit großem Interesse Berichte aus Berlin, nach denen ein dort lebender Lehrer namens Wilhelm von Osten seinem Pferd einfache Rechenoperationen beigebracht hatte. Das Tier, von den Medien schnell auf den Namen „Kluger Hans“ getauft, faszinierte Karl Krall. Immer öfter reiste er nach Berlin, beteiligte sich an den Versuchen, fotografierte die Vorführungen - und erlebte, wie renommierte Wissenschaftler von Ostens Versuche als gut gemachte Zirkusnummern abtaten. Als von Osten 1909 verbittert starb, erbte Karl Krall den „Klugen Hans“ und nahm ihn mit an die Wupper. Er kaufte weitere Tiere dazu und baute eine regelrechte Pferdeschule auf, finanziert aus seinem Privatvermögen. Krall war von seinen Untersuchungen so überzeugt, dass er die „Gesellschaft für experimentelle Tierpsychologie“ gründete und 1912 das Buch „Denkende Tiere“ veröffentlichte. Außerdem gab er die Zeitschrift „Tierseele“ heraus - doch sein Versuch, die Wissenschaft von der Denkfähigkeit der Tiere zu überzeugen, stieß vor allem auf Spott und Widerspruch.
Zwar kamen immer wieder Besucher in den Versuchsstall, doch das öffentliche Echo war niederschmetternd. So höhnte etwa das „Hamburger Fremdenblatt“ über die Stadt mit der Schwebebahn: „Zumal hier in Elberfeld, wo die Straßenbahn nicht auf ebener Erde fährt, sondern aufgehängt ist, wo sie nicht auf, sondern unter den Schienen fährt, darf man sich nicht wundern, das ganz Seltsame und Ungewöhnliche anzutreffen.“
Als seine Pferde 1916 dann auch noch vom Militär für die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs akquiriert wurden, gab Karl Krall seinen Versuchsstall auf und verkaufte auch sein Juweliergeschäft. Er zog nach München, experimentierte dort noch mit Hunden und geriet in Vergessenheit. 1929 starb er an den Folgen einer Lungenentzündung.

Diesen und weitere Texte finden Sie in der Broschüre "Bergische Originale" vom Naturpark Bergisches Land. 

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